Früher fühlte ich mich häufig 'falsch'. Irgendwie anders und nicht dazugehörig. Wettbewerb zum Beispiel war mir fremd. Ich wollte eigentlich lieber mit anderen zusammenarbeiten und gemeinsam Lösungen finden, als meine Kolleg:innen zu überholen und auf die nächste Promotion hinzuarbeiten. So richtig begann ich erst in den letzten vier Jahren nach dem Ausstieg aus meinem Job im Konzern ansatzweise zu verstehen, woher das Gefühl des 'falsch seins' tatsächlich kam und erst in den letzten paar Monaten wurde es für mich ganz konkret …
In der Regenerative Leadership Journey von Laura Storm wurde mir bewusst, dass jeder Mensch, unabhängig vom Geschlecht, sowohl weibliche als auch männliche Qualitäten in unterschiedlich hoher Ausprägung in sich trägt. Männer können also auch mehr weibliche Qualitäten besitzen und umgekehrt. Ich erkannte, dass im Konzern vor allem meine männlichen Qualitäten gefordert waren. Leistung, Wettbewerb, Durchsetzungsvermögen. Meine weiblichen Qualitäten wie Kollaboration, Empathie, Kümmern waren weniger geschätzt. Dieses Ungleichgewicht erzeugte bei mir das Gefühl des Ungleichgewichts. Des 'falsch seins'. Erst in der Selbständigkeit konnte ich dann meine weiblichen Anteile wieder mehr in den Vordergrund rücken. Ich lernte, dass ich eine Wahl habe.
Dieses Ungleichgewicht ist Teil der 'Story of Separation', der 'Geschichte der Trennung'. Die Story ist historisch gewachsen, unter anderem durch das Patriarchat und die Vormachtstellung des Mannes bzw. der männlichen Qualitäten in der bisherigen Menschheitsgeschichte. Damit ist sie verantwortlich für viele Probleme, die wir aktuell auf dem Planeten haben, vor allem für die Umweltprobleme durch die Überschreitung der planetaren Grenzen. Schon längst zeichnet sich ab, dass wir mehr weibliche Qualitäten wie Kollaboration auf Augenhöhe und Mitgefühl bräuchten, um gemeinsam kreative Lösungen für eine gute Zukunft für uns alle zu entwickeln. Alleine sind wir einfach nicht schnell genug.
Aber nicht nur das Ungleichgewicht zwischen männlichen und weiblichen Qualitäten erklärt die herausfordernde Situation, in der wir uns aktuell befinden. Es gibt noch weitere Ungleichgewichte:
Mensch vs. Natur: Die Vorstellung, dass der Mensch nicht Teil der Natur ist, sondern sich über die Natur erheben kann
Innen vs. Außen: Der Fokus auf Agieren im Außen und der Verlust der Verbindung zum eigenen Wesenskern und den Gefühlen
Linke vs. rechte Gehirnhälfte: Das Ungleichgewicht zwischen Benutzung der analytischen, strukturellen Fähigkeiten und der kreativen, spielerischen Anteile in der Arbeitswelt
Soweit so gut, aber was tun wir als Twins For Change eigentlich, um die Pole wieder in Einklang zu bringen?
Wir gehen vor Workshops und Meetings in 1-2 Minuten Stille, um in Ruhe anzukommen und uns mit unserem kreativen Potenzial zu verbinden.
Wir verbringen immer mehr Zeit in der Natur, z.B. im Urlaub oder auch während der Arbeit bei der Erstellung von Konzepten.
Wir versuchen, im Alltag immer wieder innezuhalten und der Frage Raum zu geben: Wie geht es mir gerade (wirklich)?
Wir arbeiten nur noch mit Kunden, die Lust auf Augenhöhe haben und mit denen wir gerne zusammenarbeiten
Wir lassen unserer Kreativität mehr Raum, indem wir uns Inspiration aus anderen Themenfeldern, z.B. von der Natur, holen
Wir starten gerade, mit Kunden mehr in die Natur zu gehen, z.B. im Natur-Coaching
Wir nehmen und Zeit für die Teilnahme an der Regenerative Leadership Journey von Laura und beschäftigen uns mit Themen wie Circular Design Thinking und den Inner Development Goals.
Twin-Tipp: Wer mehr über "The story of separation" lesen möchte, dem empfehlen wir dieses Youtube Video.
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