Als Teilnehmerinnen der Regenerative Leadership Journey 2023 von Laura Storm wollen wir - die Twins for Change - in diesem Jahr unseren Blog für kurze persönliche Reflexionen rund um das Thema Regeneration nutzen. Mehr zum Thema Regenerative Leadership allgemein findet Ihr in unserem letzten Blogpost. Gemäß der Jahreszeit starten wir, wie könnte es anders sein, mit dem Thema "Wintering" aus dem Bereich "Living Systems Being", d.h. der Wiederentdeckung des menschlichen Wesenskerns durch Entschleunigung und Introspektive:
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"Und eine kurze Zeitenspanne ruht die weite Erde,
Und das Flüstern schweigt."
(Hugo Marti)
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Jedes Jahr, wenn es auf Weihnachten zugeht, fühle ich diese unendliche Müdigkeit, den Wunsch nach einer Pause, nach einer Decke, die ich über meinen Kopf ziehen und so verschwinden kann. Und wenn auch nur für einen kleinen Moment.
Als ich noch in Bangkok lebte, fehlten mir die Jahreszeiten. Mir fehlte der Übergang von Sommer zu Herbst. Die Kälte im Winter. Und der Neuanfang nach Jahresende. Mir fehlte das "Wintering".
"Wintering" findet in der Tier- und Pflanzenwelt ganz natürlich statt. Es ist essenzieller Teil des Kreislaufs des Lebens. Bäume werfen ihre Blätter ab, stellen die Photosynthese ein. Gras hört auf zu wachsen. Viele Tiere fallen in den Winterschlaf oder ziehen sich zurück. Alles wird langsamer. Die Energiespeicher werden wieder gefüllt, bis im Frühjahr das Leben von Neuem explodiert.
Aber wie ist das bei uns Menschen? Wir sind doch auch Teil der Natur. Und trotzdem haben wir das "Wintering" verlernt. Ehrlich gesagt, egal ob in Bangkok oder hier: Ich renne immer. Gebe mir zu wenig Zeit zur Regeneration, zum Rückzug, zur Stille und Reflexion.
Warum?
In unserer Gesellschaft zählt Verfügbarkeit, Leistung und Geschwindigkeit. Wir haben nie gelernt, eine Pause zu machen. Weil wir uns nur wertvoll fühlen, wenn wir etwas erreichen. Weil wir dann von anderen geschätzt werden.
Aber ist nicht das Auf-uns-Besinnen genauso wichtig? Das Gehirn braucht Ruhe, aber wir befinden uns ständig im Fight & Flight Modus. Kreativität, Mitgefühl und holistisches Denken sind unter Stress nicht möglich.
Wie wollen wir aus Fehlern lernen, wenn wir nicht darüber nachdenken, warum sie passiert sind? Wie wollen wir mit neuer Energie an Projekte herangehen, wenn wir uns ausgebrannt und leer fühlen? Und wie sollen wir uns auf das besinnen, was uns wirklich wichtig ist, wenn wir in den Alltagsherausforderungen völlig untergehen?
Wir "Twins for Change" haben deshalb angefangen, das Wintering in unseren Alltag einzubauen.
Wie?
Wir erlauben uns zwei Minuten der Stille vor wichtigen Meetings oder Trainings.
Wir nutzen in Trainings, wann immer möglich, das Connecting-Format. Jeder Teilnehmer hat 5 Minuten ungestörte Zeit frei über sich, seine Herausforderungen, aber auch Freuden zu sprechen. Danach geben die anderen jeweils 1 Minute Resonanz, was sie wahrgenommen haben.
Wir machen nach jedem Training und Auftrag eine Retrospektive und entscheiden, was wir beim nächsten Mal anders machen werden.
Wir schreiben jeden Abend Tagebuch zu dem, was wir gelernt haben und vor allem zu den kleinen Momenten der Dankbarkeit, die zu oft untergehen.
Twin Tipp: Wer mehr über "Wintering" lesen möchte, dem empfehlen wir das Buch "Überwintern" von Katherine May.
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